Was bedeuten die Begriffe taub, gehörlos und taubstumm?

Für die Menschen, die Gebärdensprache für ihre Kommunikationen benutzen, ist die Gebärde „TAUB“. Sie sind entweder taub geboren oder später ertaubt. Ihre Sprache ist die Gebärdensprache. Als Bezeichnung für gebärdensprachige Menschen gibt es die deutschen Wörter taub oder gehörlos. Auch gibt es den Begriff „taubstumm“. Damit stigmatisiert man sie dafür, dass sie nicht sprechen können. Tatsächlich haben sie aber Stimme und sind deshalb nicht stumm. Und da sie nicht hören, können sie ihre Stimme nicht kontrollieren. Ihre Sprache ist die Gebärdensprache. Mittels Gebärdensprache kann man kommunizieren, daher sind sie auch nicht stumm.

Der Irrglaube ist, dass die Gebärdensprache auf der ganzen Welt gleich wäre.

Ist Gebärdensprache international? Nicht wirklich. Jedes Land hat eine eigene Sprache und somit auch eine eigene Gebärdensprache. Sowohl bei der gesprochenen Sprache als auch bei der Gebärdensprache ist es in jedem Land unterschiedlich. Es gibt die Deutsche Gebärdensprache, die Österreichische Gebärdensprache, die französische Gebärdensprache, die Amerikanische Gebärdensprache, die Brasilianische Gebärdensprache, die Neuseeländische Gebärdensprache und viele andere mehr auf der Welt.

Der Unterschied zwischen Deutscher Gebärdensprache und Deutsch

Die Sprache der Tauben Menschen ist Gebärdensprache. In Deutschland lebende Taube Menschen kommunizieren mit der Deutschen Gebärdensprache (DGS). Sie wundern sich vielleicht, denn es gibt zudem die gesprochene und die geschriebene Deutsche Sprache. Der Unterschied zwischen Deutsch und der visuellen Sprache DGS ist, dass DGS mit dem Sehen und den Händen (Gebärden) verknüpft ist. Dagegen wird beim gesprochenen Deutsch das Hören und die Stimme (Sprechen) kombiniert. Sie sind von daher unterschiedliche, jedoch eigenständige Sprachsysteme.

Wie kommunizieren Taube Menschen auf der ganzen Welt untereinander?

Die Gebärdensprache hat eine eigene Besonderheit, nämlich die Internationalen Gebärden/International Sign. Manchen verwundert es, denn die Gebärdensprache ist nicht international, dafür gibt es aber Internationale Gebärden? Zwar gibt es in jedem Land eigene Gebärdensprache(n). Jedoch wenn sich Taube Menschen unterschiedlicher Länder bei internationalen Sportwettkämpfen oder auf internationalen Konferenzen treffen, wie kommunizieren sie dann untereinander? Nämlich in International Sign. Die Internationalen Gebärden sind eine eigene Kommunikationsform der Gebärdensprache. Ihr kennt die internationale Sprache „Esperanto“? Das International Sign ist die internationale Sprache der Gebärdensprache. Es gibt sie schon sehr lange und sie ist auf der ganzen Welt verbreitet. Der Vorteil der Internationalen Gebärden ist, man kann sie überall, sei es auf internationalen Konferenzen oder bei der Begegnung zwischen Tauben Menschen unterschiedlicher Länder, anwenden. Das ist der Vorteil!

Was ist Deaf Power eigentlich?

Es geht um das Thema  „Deaf Power“. Das Gebärde dafür ist eine Hand vor dem Ohr und die andere als Faust nach oben gleichzeitig. Aus historisch bedingten Diskriminierungserfahrungen, sowohl in der Schule ohne Verwendung der Gebärdensprache als auch Ausgrenzungs- und Unterdrückungserfahrungen in der Gesellschaft, haben Taube Menschen im Laufe des 20. Jahrhunderts nach und nach Veränderungen erleben können bis durch Gebärdensprachforschung die Gebärdensprache endlich eine wissenschaftliche Anerkennung bekam. Danach begann die Gebärdensprachbewegung, die das Recht für und mit Gebärdensprache fordert. Mit der Bewegung ist der Begriff „Deaf Power“ entstanden.

Der Weltverband der Tauben/Gehörlosen Menschen (WFD) vertritt wie viele Menschen?

World Federation of the Deaf, die WFD ist der Weltverband Tauber Menschen. Wofür steht die WFD? Sie vertritt 70 Millionen Taube Menschen aller Länder und ist ein Interessenvertretungs-Verband. Die Vereinten Nationen (UN) arbeiten mit der WFD eng zusammen. Für die UN-Behindertenrechtskonvention haben sie im Vorfeld viel zusammen gearbeitet. Daraus ist eine Konvention geworden, die inzwischen seit 10 Jahren (2009) Bestand hat. Viele Länder sind Mitglied in der WFD, darunter auch Deutschland. Für Deutschland ist der Deutsche Gehörlosen Bund e.V. die Interessenvertretung.

Können Sie von Lippen lesen?

Zum Thema Lippenlesen möchte ich ein Beispiel zeigen: Der Tauber Mensch geht in einer Geschäft und möchte etwas kaufen. Der Verkäufer spricht dem Kunde an und fragt „Was möchten Sie kaufen?“ Der Taube Mensch versteht ihn nicht, da er nicht hören kann und bittet das Gesagte aufzuschreiben. Der Verkäufer ist verwundert und fragt ihm „Können Sie nicht von den Lippen lesen? Er antwortete ihm folgendes „Ich lese nicht von den Lippen ab“. Diese klassische Szene kommt überall sehr oft vor und ist typisch. Die Mehrheit denkt, Taube Menschen können automatisch von den Lippen lesen, was aber nicht stimmt. Ich zeige Ihnen ein Beispiel:…….(siehe Video, die Ableseszene) Haben Sie vorhin etwas verstanden?  Das war Butter und Mutter, ganz unterschiedliche Wörter. Soeben sagte ich zwei ähnliche Wörter beim Lippenlesen: Kirsche und Kirche. Nun zeige ich Ihnen Satzbeispiele zum Lippenlesen. Ich fange jetzt damit an….(siehe Video mit Ableseszene) Ähem…was war soeben? …..Ah, das war nur ein Wetterbericht.

Die Kinder von gehörlosen/ tauben Eltern – CODA

CODA (Gebärde) ist die Abkürzung für „Children of Deaf Adults“ (englisch). Auf Deutsch heißt es, die Kinder von tauben Eltern. Die Kinder selbst sind hörend und wachsen mit tauben Eltern auf. Die Kinder erwerben die Gehörlosenkultur und Gebärdensprache von den Eltern, während sie gleichzeitig in der hörend-sprechenden deutschen Gesellschaft deren Sprache und Kultur erwerben. Sie wachsen damit zweisprachig auf. Sowohl in Deutschland als auch auf internationaler Ebene bestehen Netzwerke für Kontakte und Austausch. Jährlich organisieren sie Treffen, die CODA Gruppe ist eine eigene Gemeinschaft.

Gehörlose Menschen erkennt man nicht auf den ersten Blick.

Ein Beispiel: im Treppenhaus kommt der Nachbar an Ihnen vorbei und grüßt Sie nicht. Ganz merkwürdig! Anderes Beispiel: Im Zug fand jemand ein Platz am Fenster und sprach die sitzende Person an, ob dieser frei ist. Die sitzende Person reagiert nicht auf die Ansprache. Wieder mal, das ist ja ein unmögliches Verhalten, dachte er. Dachten Sie je mal daran, dass diese Person nicht hören kann, sprich taub ist? In den meisten Fällen nicht. Nicht selten kommt vor, dass die ignoriert gefühlte Person sich darüber beschwert oder gar schimpft. Bis sie erfahren, dass diese Taub ist, reagieren sie oft erschrocken oder peinlich. Man kann in die Person nicht immer hineinschauen. Daher habe ich die Empfehlung: Sie können vorsichtig an ihrer Schulter klopfen oder ihr gegenüber winken, solange bis Blickkontakt hergestellt ist. Ihr könnt dann untereinander kontaktieren. Dadurch wird die Situation oft bereinigt, und am Ende ist es dann entspannter.

Verheimlicht und verkannt, die Schwiegermutter der Queen Elisabeth II

Die Schwiegermutter der Queen Elisabeth II. war taub. Ihr Sohn ist Prinz Philipp, das 5.Kind der Prinzessin. Alice von Battenberg wurde in Windsor geboren und starb im Buckingham Palast. Ihr Ehemann ist Prinz von Griechenland. Sie stammt aus einer deutschen adeligen Familie. Sie benutzte keine Gebärdensprache und sprach überwiegend. Ihr Lebensweg war ein Leidensweg. Ihr wurde Schizophrenie diagnosiert.    Sie stand ständig vor Barrieren in der Gesellschaft. Auch musste sie aus Griechenland ins Exil gehen. Ihr Kind ist gestorben. Sie wurde später Nonne. In ihrem letzten Lebensabschnitt wurde sie von Großbritannien im Buckingham Palast aufgenommen und verstarb auch dort.

Die einzigartige Universität der Welt – Gallaudet Universität für Gehlörlose

Gibt es hier auf dem Planet eine spezielle Universität nur für taube und schwerhörige Menschen?  Ja es gibt sie und zwar in Washington D.C in den USA. Es ist die Gallaudet Universität. Die Gebärde für Gallaudet steht für Thomas Hopkins Gallaudet,  dem Gründungsvater der ersten Gehörlosenschule der USA. Sein Sohn gründete das Gallaudet College, das später als Universität umbenannt worden ist. Die Gallaudet Universität besteht schon mehr als 150 Jahre. Jährlich studieren ca. 2000 Studenten dort. Als Studienfächer stehen viele Angebote unter anderem Deaf Studies, Lehrerausbildung, Dolmetschen, Linguistik. Weltweit ist sie die angesehenste und beliebteste Universität unter tauben Menschen in der Verbindung mit der Gebärdensprache.

Bildungszugang für Taube Menschen wurde lange verwehrt

 

Das Thema Bildung Tauber Menschen ist ein großes Thema, das mit einem langen Kampf verbunden ist. Weltweit wurde die erste Schule in Paris durch Abee de l Epee 1771 gegründet. Ihre Schulmethode war die manuelle Methode, sprich Gebärdensprache. Auf der anderen Seite wurde in Deutschland die erste Schule in Leipzig durch Samuel Heinicke 1778 gegründet. Seine Unterrichtsmethode war lautsprachlich orientiert, das bedeutet Sprache, Ablesen und Hören. Die unterschiedlichen Methoden für den Unterricht sind bis heute das große Streitthema. Die natürliche Sprache der Tauben Menschen ist die Gebärdensprache, die sie als Kommunikationsgrundlage verwenden. In der Gesellschaft ist das Sprechen und Hören die vorherrschende Norm. Die dadurch entstandene Sprach-Macht beeinflusst die Methodenstreit. Die Gebärdensprache kann dadurch sehr schwer eingesetzt werden. Die kombinierte Methode, die bilinguale Methode wird befürwortet, die Gebärdensprache, das Lesen und Schreiben.

Die Protestbewegung der tauben Studenten und die Black-Bewegung

Die Gebärde Deaf President Now steht für DPN. Es ist eine Protestbewegung der Tauben Studenten der Gallaudet Universität in Washington D.C.. Im Jahr 1988 wurde der Präsident ernannt, der ein Hörender und keine Tauber ist. Obwohl taube Kandidaten mit hohen Qualifikationen vorhanden sind. Ansonsten sind genügend Taube mit akademischen Ausbildungen und Qualifikationen vorhanden. Die Studenten waren empört, als sie es erfuhren und sie sagen, dass es nun reicht, weil es innerhalb von 150 Jahren keinen Tauben Präsidenten gab. Sie haben die Black-Bewegung als Vorbild genommen und begannen mit einer Protestbewegung, die eine Woche dauern sollte. Sie waren sehr gut organisiert, beschäftigten sich auch viel mit Presse und Medien, sodass es sehr öffentlichkeitswirksam war. Nach einer Woche haben sie es tatsächlich geschafft, die Präsidentschaft durch eine taube Person zu besetzen. Nun haben sie auch erreicht, dass an der Gallaudet Universität immer einer Präsident wird, der selbst taub ist.

Audismus – die Diskriminierungsform von Tauben Menschen

Das alltägliche Leben Tauber Menschen in verschiedenen Situationen z.B. Arbeitsleben usw.. Täglich stehen sie vor Barrieren, Kommunikationshindernissen und anderen Schwierigkeiten. Zu Diskriminierungsformen gibt es bereits unterschiedliche Fachbegriffe z.B. Rassismus, Sexismus. Im Zusammenhang mit Taubern Menschen wird der Begriff Audismus verwendet. Bei der Begegnung mit Tauben oder Schwerhörigen Menschen stehen sie vor Kommunikationsbarrieren, dadurch entstehen ungleiche Augenhöhe und Machtverhältnisse. Durch die entstandene Ungleichheit werden sie abgewertet oder diskriminiert. Es sei denn sie handeln unbewusst oder bewusst oder gar durch Unwissenheit. Die Tauben Menschen kann man nicht auf den ersten Blick erkennen, dadurch entstehen Missverständnisse. Die betroffene Person wird diskriminierend behandelt. Die Beispiele sind: An der Kassentheke werden sie gefragt, ob sie einen Bon wünschen oder Punkte sammeln wollen. Als sie merken dass sie taub sind, sagen sie, das alles gut sei. Oder ein Paket ist verloren gegangen. Und sie melden das bei der Post an. Diese antwortet, man kann sie telefonisch über einer Hotline erreichen. Die Alternative wie ein Chat wird kaum angeboten. Den Notruf 112 kann man nur telefonisch erreichen. Wie kann sich eine Taube Person bei einem Unfall oder Krankheitsfall dort melden? Ein barrierefreies Angebot wird kaum angeboten und die App ist auch nicht vollständig entwickelt.

Eigene Welt, eigene Sprache, eigene Kultur!- Die Gehörlosenkultur!

Gibt es im Bezug auf Taube Menschen und die Gebärdensprache eine eigene Gehörlosenkultur? Ja! Die Gebärdensprachgemeinschaft, bestehend aus tauben Menschen und der Gebärdensprache, verbindet. Sie hat eigene Kommunikationsformen, eigene Regeln, eigene kulturelle Angebote usw.. Zu den Angeboten gehört Theater z.B. das Deutsche Gehörlosen Theater. Unter anderem hat sie eigene künstlerische Darbietungen, durch Malerei, oder durch die Gebärdensprachpoesie (Lyrik) und vieles mehr, sowie auch Fotografie, Performance. Die Gehörlosenkultur ist sehr vielfältig, was für Außenstehende oft nicht wahrnehmbar ist. Eigene Kommunikationsregeln hat sie auch u.a. mit Blickkontakten und bei Zurufen wird auf die Schulter geklopft. Da Taube Menschen nicht hören, wird das durch visuelle Wahrnehmung kombiniert. Dadurch ist die Gehörlosenkultur durch Gebärdensprache mit visuellen Schwerpunkt entstanden. Der Begriff ist durch die Gehörlosen-Bewegung in den 1970 er Jahren entstanden. Das Bewusstsein der Tauben Menschen ist, dass durch Gebärdensprache eine eigene Identität entstand. Die Gehörlosenkultur ist in der UN-Behindertenrechtskonvention §30 (4) verankert und wird von dieser gefördert.

Taube und schwerhörige Menschen in Deutschland

Der Begriff Hörgeschädigte oder Hörbehinderte steht für Taube und schwerhörige Menschen, sowie Cochlea-Implantat-Träger*innen und Spätertaubte. In Deutschland gibt es zirka 140.000 Gebärdensprachler*innen oder -nutzer*innen. Die Zielgruppe ist auch zugleich Nutzer*innen für Dolmetscher*innen für Gebärdensprache. Ansonsten gibt 16 Millionen Schwerhörige, die in unserer Gesellschaft Deutschlands leben. Das ist ein relativ sehr großer Personenkreis. Ihnen sieht man es nicht an, sobald man aber mit ihnen kommuniziert merkt man, entweder hören sie schlecht oder sie benötigen die Gebärdensprache. Die Barrierefreiheit wird für Taube Menschen durch den Einsatz von Dolmetscher*innen gewährt. Oder die Menschen lernen Gebärdensprache. Oder vermehrte Angebote mit Untertitelung in den sozialen Medien, Internet-TV, Fernsehen. Zudem können visuelle anstatt nur auditive Informationen Barrierefreiheit gewährleisten z.B. in den Bahnhöfen, Straßenbahnen, Öffis, in den Arztpraxen usw..

Das Hören mit Cochlea Implantat und die Gebärdensprache

Bekommen Taube oder schwerhörige Menschen die Möglichkeit zum Hören? Hörgerate bieten sich als Möglichkeit an. Oder mit einem Cochlea Implantat. Das Hören mit diesen Möglichkeiten helfen, etwas zu hören oder das Hören zu steigern. Das Hören mit den Geräten ist nicht mit normalem Hören gleich zu setzen. Sondern weniger und anders. Der Unterschied ist zu betonen. Wer ein Hörgerät oder Cochlea Implantat (CI) bekommt, wird erst untersucht, ob es passt. Wird es bewilligt, dann ist eine operativer Eingriff notwendig, dort wo das CI eingepflanzt wird. Bei einem Hörgerät ist es anderes, man kann es je nachdem abnehmen oder aufsetzen. Das Hören mit einer CI ist im Vergleich mit normalen Hören anders und nicht gleich. Empfehlenswert ist, alle Taube und Schwerhörige lernen von klein auf Gebärdensprache. Es gibt Situationen und Anlässe, wo man nicht alles hören kann und vor einer Barriere steht. Sie brauchen dann Dolmetscher*innen für Gebärdensprache (und andere), dazu müssen sie schon von klein auf Gebärdensprache können. Zudem haben sie die Möglichkeit, sich zwischen den beiden Sprachen im Erwachsenalter zu entscheiden, womit sie besser kommunizieren können. Daher die Betonung, schon von klein auf beide Sprachen zu lernen.

Das Arbeitsleben – Taube Menschen können alles, außer hören

Können Taube Menschen in allen Berufen arbeiten? Vorausgesetzt sie haben Zugang zu Ausbildung und Studium. Es sind mehr geworden, da die Bedingungen verbessert worden sind. Durch die Ausbildung haben sie entsprechende Qualifikationen bekommen. Anschließend bewerben sie sich für eine Arbeitsstelle. Sobald man mitbekommt, die Person ist taub oder das Kennzeichen stand nicht in Bewerbungsschreiben, lädt man sie zu einem Vorstellungsgespräch mit Bedenken ein, wie man mit Tauben Menschen umzugehen hat. Dafür gibt Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten: u.a. Kommunikationsschulungen, finanzierten Einsatz von Dolmetscher*innen, Zuschuss für Arbeitsplatzausstattungen. Nach Einarbeitungen mit eventuellen anfänglichen Herausforderungen und Umstellungen, läuft es so, wie es normaler Arbeitsalltag ist, wie bei allen anderen auch. Prinzip: Taube Menschen können alles, nur nicht hören.

Spracherwerb mit Gebärdensprache

Eine Sprache erwirbt man bereits in der Kindheit, insbesondere durch die Eltern. Das ist der Standard, das ist bei den Tauben Menschen nicht anders und zwar mit der Gebärdensprache. Gemäß UN-Behindertenrechtskonvention § 24 (3,b) werden Bildung und Kommunikation mit Gebärdensprache gefördert. Damit Eltern mit dem Tauben Kind kommunizieren können, lernen sie die Sprache durch Hausgebärdensprachkurs. Dafür gibt es finanzielle Zuschüsse durch die Krankenkasse oder das Jugendamt für den Einsatz mit Tauben Dozenten. Die Familie, Großeltern, Verwandtschaft, Nachbarn lernen die Gebärdensprache mit, damit sie kommunizieren und damit umgehen können. Im Kindergarten und in der Schule lernt es idealerweise die Gebärdensprache weiter. Durch den zweisprachigen Erwerb bekommen sie neben der Gebärdensprache auch Lese- und Schreibkompetenz und nach Möglichkeit auch das Sprechen. Das ist die Bilinguale Sprachmethode. Hat es diese Möglichkeit bekommen, dann hat es eine stabile Kommunikationsgrundlage somit auch einen vollständigen Bildungserwerb. Das ist die Grundlage des Lebens.

Musik und Taube Menschen, wie funktioniert es?

Das gängige Vorurteil von Hörenden Menschen sobald sie Taube Menschen sehen ist: Wie kann man ohne Musik leben? Taube Menschen wachsen in der Regel ohne oder mit wenig Musik auf, für sie ist das das Normalste der Welt. Wenn sie mit Musik in Verbindung gebracht werden, dann ist es in Richtung visueller Musik. Was bedeutet visuelle Musik für sie? Poesie, Visual Vernacular, das läuft alles über Gebärdensprache und Körper. Darin beinhaltet sind u.a. Reime und Rhythmen. Es gibt sogar Gebärdensprachfestivals mit einem Wettbewerb dafür. Dabei wird um beste Poesie bei der Darstellung gewetteifert. Ein Augenschmaus, das ist visuelle Musik! Wie überträgt man Musik der Hörenden auf Taube Menschen? Es gibt Taube und Hörende, die gemeinsam Musik darstellen. Wie kann ein Tauber Mensch Musik mitbekommen? Manche tragen ein Hörgerät und hören damit einen kleinen Teil davon. Überwiegend bekommen sie den Bass der Musik mit. Sie müssen gut sein, damit sie ihr folgen können. Trotz allem bleibt es bei zwei Welten, die sehr unterschiedlich sind: Taube und Hörende Kultur.

Oscar, The Winner is…

Weltberühmte Preise für Filme sind Golden Globe und der Oscar. Wer ihn bekommt, wird zum Stern aufsteigen. Im Jahr 1986 wurde in den Kinos „Gottes vergessene Kinder“ weltweit ausgestrahlt. Dabei handelt es sich um die Geschichte über eine Taube Frau als Liebes- und Dramafilm. Die Schauspielerin ist Marlee Matlin (siehe Namens-Gebärden dafür) und sie ist taub. Sie wurde für den Film Oscar 1987 nominiert. Ihre Gegnerinnen waren berühmte Schauspielerinnen der Zeit. Jane Fonda, Kathleen Turner, Sigourney Weaver, Sissy Spacek. Die Spannung stieg, wer wird ihn gewinnen. „The Winner is….Marlee Matlin“, die erste Oscarpreisträgerin, die selbst taub ist. Großer Applaus! Was bedeutet dies für uns? Taubsein ist kein Hindernis. Taube Menschen können es!

Die Olympischen Spiele für Taube Menschen

Wie sieht es bei den Olympischen Spielen mit Tauben Menschen aus? Ihnen fällt es sicher auf, Taube Menschen nehmen dort kaum oder gar selten teil. Die eigenen Spiele der Tauben Menschen sind die Deaflympics. Zudem gibt es Paralympics, das sind andere Spiele und sie sind getrennt. Gründe gibt es: Sowohl bei den Paralympics als auch bei den Olympischen Spielen nehmen hörende Menschen teil. Dort sind Normen und Sportwettkämpfe hörend-lautsprachlich orientiert. Taube Menschen sind visuell-gebärdensprachlich orientiert, daher wurden eigene Spiele gegründet. Die Deaflympics gibt es seit 1924. Zudem gibt es Sommer- und Winterspiele. Diese Spiele finden im vierjährigen Rhythmus statt und es gibt sie immer noch.