Wer sind wir?

Seit 2013 organisieren sich hier hörbehinderte Fußballfans aller Vereine von Bundesliga bis Kreisklasse im Dachverband deutscher DEAF-Fanclubs e.V., welcher ein eingetragener gemeinütziger Verein ist. Der Begriff DEAF wurde absichtlich aus dem englischen (deaf = gehörlos, hochgradig hörbehindert, taub) gewählt, da er im Englischen nicht nur den Hörverlust beschreibt, sondern auch die kulturelle Gebärdensprachgemeinschaft definiert.

 

Welche Ziele verfolgt der Dachverband?

Der Dachverband sieht sich als Experte in eigener Sache, der die Fussball Vereine, -Verbände und Stadionbetreiber berät, um für gehörlose Menschen ein optimales Stadionerlebnis zu ermöglichen und dauerhaft zu gewährleisten. Momentan sind 22 DEAF-Fanclubs im Dachverband organisiert, die unterstützten Mannschaften umfassen Teams der Bundesliga bis zur Regionalliga. Selbstverständlich unterstützen wir auch gehörlose Menschen beim Gründen eines Fanclubs.

In der Vergangenheit stand gesellschaftlich der integrative Gedanke im Vordergrund, seit Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) durch die Bundesregierung und Parlament richtet sich der Blick auf eine inklusive Gesellschaft, welche natürlich auch den Besuch der Fans im Stadion mit einschließt. Laut statistischem Bundesamt sind 15 Millionen Menschen in Deutschland hörgeschädigt, davon sind laut deutschem Gehörlosenbund ca. 150.000 Menschen Gebärdensprachnutzer.

Die Bedürfnisse von hörgeschädigten, meist schwerhörigen, Menschen und gehörlosen Menschen sind ähnlich, leider sind die jeweiligen möglichen Lösungen unterschiedlich. Geht es bei schwerhörigen Menschen oft um die lautliche Verstärkung um das verbliebene Hörvermögen auszunutzen, so sind die Bedürfnisse gehörloser Menschen mit visuellen Lösungen zu befriedigen.
Hörgeschädigte Fans sind heute noch kein fester Bestandteil der Fankultur, und das zu ändern ist eines der Ziele des Dachverbandes. Das umfasst sowohl die Besuche im heimischen Stadion, aber auch die Besuche der Auswärtsspiele des unterstützten Vereins. Um genau heraus zu arbeiten, welche konkreten Bedürfnisse vorhanden sind, hat der Dachverband Tagungen ausgerichtet, auf welchen sich die Mitgliedsvereine über zielführende Maßnahmen ausgetauscht und geeinigt haben.

Konkret geht es bei den Zielen vorrangig um 2 große Themen:

Zum einen um technische und gebärdensprachliche Lösungen, zum anderen um die Sensibilisierung der beteiligten Personen rund um den Stadionbesuch.

Um ein ganzheitliches und inklusives Stadionerlebnis zu ermöglichen, ist es unabdingbar, dass alle gesprochenen oder gesungenen Worte, welche über die Stadionlautsprecher zu hören sind, auch in Schriftform(z.B. Untertitel) dargestellt werden.
Die Untertitel sollten bestimmten Gesichtspunkten folgen, und auf den Videoleinwänden simultan mit dem gesprochenen Wort erscheinen. Dies würde nicht nur den Hörgeschädigten von Vorteil sein, sondern auch anderen Besuchern, da diese wohl auch nicht immer alle gesprochenen Worte verstehen. Neben der Einblendung von Untertiteln wären auch spezielle „Gehörlosenplätze“ denkbar, welche mit einer LED-Anzeige ausgestattet wären, auf welchen die gesprochenen Worte als Laufschrift angezeigt werden. Wenn man den Stadionbesuch für den Gebärdensprachnutzer rund machen möchte, so wären gebärdensprachliche Einblendungen die Lösung.
Dazu kommt auch, dass es besonders gekennzeichnete Plätze für hörgeschädigte Menschen geben soll, welche keine Sichtbehinderung haben. Das meint nicht nur die Träger des Stadiondaches im Sichtfeld, sondern auch, dass die Gehörlosen nicht vor einem Gang sitzen, wo unentwegt Fans hin und her laufen. Das ist irritierend für „Augenmenschen“ und schmälert das Stadionerlebnis.

Die technischen Lösungen sind ein Teil des Stadionerlebnisses, die Sensibilisierung der Beteiligten das andere. Dazu gehören das Ticketing, die Stadionsicherheit, die Fanbetreuung usw…

Der Stadionbesuch beginnt beim Ticketing und hört beim Verlassen des Stadions bzw.dem Heimweg auf. Dazwischen trifft der gehörlose Fan auf viele Personen, welche alle ein Mindestmaß an Sensibilisierung haben müssen. Dieser Themenkomplex ist sehr umfassend; um Beispiele zu nennen:

– das Ticketing muss Barrierefrei sein. Es muss Gehörlosen möglich sein, Tickets ohne Telefon zu bestellen.

– Der Ordnerdienst im Stadion sollte so aufgestellt sein, dass dem Ordner im „Gehörlosenblock“ mindestens bewußt ist, dass in seinem Block Gehörlose sitzen.

Wünschenswert wäre ein Ordner, welcher die Grundlagen der Gebärdensprache

beherrscht, so dass die Besucher ihre Anliegen auch kommunizieren können.

Dies sind die bisher erarbeiteten Ziele, welche laufend erweitert bzw. spezifiziert werden.

Selbstverständlich sollten diese nicht nur für Stadien der bei uns organisierten Fanclubs gelten, sondern für alle Stadien mindestens im Profibereich. Der inklusive Gedanke der Teilhabe muss auch bei Besuchen von Auswärtsspielen erlebbar sein.

Zusammengefasst:

Der Dachverband deutscher DEAF Fanclubs sieht sich als Experte in eigener Sache, der die Vereine, Stadionbetreiber und alle weiteren Beteiligten in folgenden Punkten berät, da diese für ein barrierefreies Stadionerlebnis unabdingbar sind:

  • Visuelle Darstellung des gesprochenen Wortes (z.B. durch Untertitel und Gebärdenspracheinblendung)
  • Barrierefreie Kommunikation im Stadion (mittels Gebärdensprache)
  • Gleichberechtigte Teilhabe im Stadion (im Bezug auf spezielle Sichtplätze, preisliche Ermäßigung bei den Tickets)
  • Besonderheiten im Evakuierungsfall